U20 Slam Nachbericht vom 17.11.2023

U20 Poetry Slam
Dezember 10, 2023

Am 17.11.2023  war es um 19 Uhr zum zweiten Mal in dieser Saison soweit –  poesiehungrige Jugendliche starteten beim U20 Slam Wien. Wie gewohnt im Dschungel Wien (diesmal auf Bühne 3), weniger gewohnt das Moderationsduo: BraVe und Gabo moderierten zum ersten Mal zu zweit. Drei Stunden vorher gab es den Workshop „schreib‘ KLASSE!” von Adina Wilcke, an dem zwei Schulklassen teilnahmen und sich fünf dem Wettbewerb stellten. Zu den eben genannten Workshopteilnehmer:innen gesellten sich noch mehr Publikum und vier weitere Poet:innen, bevor Simon Tomaz als Feature einheizte. Ihm ist nämlich aufgefallen, dass auf der anderen Seite das Gras immer grüner ist, womit wohl die Eliten was am Hut haben müssen. 

VORRUNDE:

Rosi: Aus dem Workshop auf Startnummer 1. Ist wütend, weil sie oft nicht mutig genug ist, um etwas zu sagen. Im Restaurant, als sie elf Jahre alt war, in der Sommerhitze mit 12 oder sogar in letzter Zeit. Es wird Zeit, dass sie ihre Stimme gegen Täter erhebt.

Klara: War ebenfalls im Workshop. Wünscht sich schon, ihre ganze Kindheit erwachsen zu sein. Doch alle Erwachsenen wünschen sich irgendwie das Gegenteil. Vielleicht lohnt es sich ja doch die Jugend zu genießen. 

Maxi: Erzählt uns die (wahre) Geschichte der Entstehung der Vergesslichkeit. Im Mittelalter stieß ein junger Knabe auf eine Hexe, die mit sprühenden Flammen Metall verschmolz. Als er ihre Pläne stahl, belegte sie die ganze Menschheit mit dem Fluch, Dinge so lange zu suchen, bis man sie nicht mehr brauchte.

Yvonne: Mehr Workshop-Power. Hat Angst immer was zu verpassen. “Fear of missing out” nennt man das heutzutage. Aber wer schreibt ihr eigentlich vor, was es nicht wert ist, verpasst zu werden? Zeit für mehr Zeit für sich selbst.

Lissi: Wird viel zu oft gefragt, ob sie nicht ein Bier möchte, obwohl sie doch eigentlich nur ein Cola will. Es klingt zwar sehr verlockend sich, durch die ersten 100 Biere quälen zu müssen, bis das erste dann schmeckt, um sich irgendwie an die Fortgehkultur ihrer Gleichaltrigen anzupassen, aber vielleicht verzichtet sie dann doch lieber.

WeiWei: (Anmerkung: Wenn du das liest und man deinen Künstlernamen mit Leerzeichen schreibt tut es mir sehr leid.) Hat die letzten TikTok Trends verfolgt und hat eine suspekten Eindruck, wenn die Massen immer blind den neuen Trends hinterherlaufen. Was ist deine Identität noch wert, wenn sie sich kaum von Millionen anderen „Trendsettern” unterscheidet?

Luisa: Kommt direkt aus dem Workshop, um uns ihre geballte Poesie zu präsentieren. Trotz ihres Alters möchte sie gehört werden. 

Levin: Gibt einen Rap-ähnlichen Text zum Besten. Dafür, dass viele auf ihn herabschauen, schaut ihm keiner in die Augen. Denn mit seiner Krankheit würden sich viele nicht mal nach draußen trauen. Am Ende fällt es ihnen dann aber wie Schuppen von den Augen.

Barbara: Rammstein war ihre Lieblingsband. Als Frau, die selbst solche Erfahrungen machen musste, ist das jetzt schwer zu vertreten. Till kann so viele Frauen zum Schweigen bringen, wie er möchte, es werden am Ende immer mehr schreien.

Nachdem die Jury neun Beiträge fleißig bewertet hatte, folgte eine kurze Fünf-Minuten-Pause. Maxi, Levin und Barbara erreichten die höchsten Wertungen der ersten Runde und qualifizierten sich somit für das –

FiNaLe (mit den vom Publikum eingeholten Stichwörtern am Ende):

Barbara: Hat eine Menge Gründe eine Person zu hassen, die ihr so viel Gutes gibt. Doch genau das macht es so schwer, sie nicht zu lieben.
Stichwort: Liebe

Levin: Es gibt wenig zu dem er sagen würde „das baut mich auf”, eine falsche Bemerkung und er baut dich aus, so macht er sich zwar Feinde zuhauf, doch hat er ein starkes Fundament zuhaus’.
Stichwort: Haus

Maxi: Erzählt uns vom Jahr 20 023, von drei abenteuerlustigen Jungen, die die Ruinen der alten Gesellschaft erkunden, von einen Tempel, der früher in seltsamen Ritualen kleine Teilchen aufeinander schoss, nur um Energie zu erhalten. Panik bricht aus, als der Tempel langsam hochfährt…
Stichwort: sich beweisen

Nach diesem Textefest wurde Barbara zur Siegerin des Abends gekrönt, die sich am Ende knapp durchsetzen konnte. Doch wie immer galt: “The point are not the points, the point is poetry”. Davon hatten wir an dem Tag sicher reichlich, als ein weiterer erfolgreicher Slam im Dschungel endete.

Verfasst von: Gabo

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